Menü
schliessen

5.11.22 | Synode in Oensingen: «In der Jugendarbeit braucht es mehr Verbindlichkeit»

Die Synode der reformierten Kirche Kanton Solothurn hat den Voranschlag zur Finanz- und Synodenrechnung 2023 fast einstimmig verabschiedet. Im nächsten Jahr wird die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz während drei Tagen in Olten tagen.

05.11.2022 | Medienmitteilung ERKSO von Kantonalredaktor Tilmann Zuber

Auf der Traktandenliste der Synode, die in Oensingen tagte, standen vor allem der Voranschlag der Finanz- und der Synodenrechnung 2023. Finanzvorstand Markus Leuenberger stellte die beiden Voranschläge vor.

Der Voranschlag der Synode sieht einen Aufwand von 610’000 Franken und einen Ertrag von 548’025 Franken vor. Somit ergibt sich ein Minus von 61’975 Franken. Der Voranschlag des Finanzausgleichs jedoch schreibt schwarze Zahlen. Hier beläuft sich der Aufwand auf 688’080 Franken und der Ertrag auf 733’090 Franken. Man versuche, die Kosten so tief wie möglich zu halten, versicherte Markus Leuenberger.

Diskussionen gab es bei den Zuschüssen zum Hilfswerk der Evangelisch-reformierten Kirchen der Schweiz HEKS. Lorenzo Giulini, Thierstein, warf dem Hilfswerk vor, es agiere politisch, und meinte, für politische Kampagnen sollte die Solothurner Kantonalkirche keine Gelder einsetzen. Bemängelt wurden auch die gestiegenen Ausgaben an die Ausbildung und Weiterbildung der Pfarrschaft. Synodalrat Erich Huber orientierte, dass in den nächsten Jahren die geburtenstarken Jahrgänge im Pfarramt in Pension gehen und Pfarrerinnen und Pfarrer in den Kirchgemeinden fehlen werden. Deshalb brauche es vermehrt Anstrengungen, um für das Theologiestudium zu werben.

Die EKS tagt in Olten
Synodalratspräsidentin Evelyn Borer informierte, dass im nächsten Sommer Olten zum Zentrum der Reformierten wird. Dann tagt die Synode der Evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz während drei Tagen in der Dreitannenstadt. Die Solothurner Kantonalkirche tritt als Gastgeberin auf. Auch da kämen Kosten auf die Kantonalkirche zu. Die Synodalen nahmen den Voranschlag der Synodenrechnung und des Finanzausgleichs fast einstimmig an.

Ebenso einstimmig nahmen sie den «Leitfaden für die ausserschulischen kirchlichen Angebote in den Kirchgemeinden» zur Kenntnis. Im Kanton Solothurn basiert die religiöse Unterweisung auf zwei Säulen. Einerseits auf dem Unterricht in der Schule und andererseits auf den Angeboten der Kirchen. «Der Leitfaden bietet das Werkzeug für Jugendangebote wie Sonntagsschule, Krabbelgottesdienste, Konfirmandenunterricht oder Jugendgruppen», erläuterte Borer. Er sei eine Hilfestellung für die kirchliche Jugendarbeit. Martin Vogler, Olten, forderte, der Leitfaden müsse für die Kirchgemeinden verbindlicher sein. Dem pflichtete Lydia Schaller, Thal, bei: «Wir leiden an der Unverbindlichkeit in den Kirchgemeinden. Es ist die Aufgabe des Kirchgemeinderates dafür zu sorgen, dass die 2. Säule umgesetzt wird und die Mitarbeitenden entsprechend beauftragt und honoriert werden.» Synodalratspräsidentin Evelyn Borer erklärte, dass die Kirchgemeinden autonom seien und der Leitfaden nur eine Empfehlung, jedoch Verbindlichkeit gegenüber der Arbeit durchaus angezeigt.

Die Gründung der Evangelischen Kirche Schweiz geschah in Olten
Mit Evelyn Borer hat die Solothurner Kantonalkirche eine Persönlichkeit, die auf allen Ebenen der Kirche politisiert. Borer ist in ihrer Gemeinde Dornach Kirchgemeinderatspräsidentin, in der Kantonalkirche Präsidentin des Synodalrates und auf eidgenössischer Ebene Präsidentin der Synode der Evangelisch-reformierten Kirche der Schweiz EKS. Als Präsidentin des Kirchenparlaments sei sie die höchste Reformierte der Schweiz.

An der Synode stellte Evelyn Borer den Delegierten die EKS vor. Sie zeigte, wie sehr die reformierte Kirche den demokratischen Strukturen des Staates folgt. Auf eidgenössischer Ebene funktioniert die Kirche ähnlich wie Bundesbern. An der Spitze steht der Rat der EKS sowie deren Präsidentin. Statt dem National- und Ständerat gibt es das Kirchenparlament der Synode, in der die Delegierten der Kantonalkirchen sitzen. Jeder Kanton sei mit seinen Synodalen vertreten. Die Anzahl richtet sich nach der Mitgliederzahl. So verfügt die Solothurner Kantonalkirche mit Evelyn Borer und Werner Berger über zwei Synodale, während Zürich und Bern deutlich mehr Vertreterinnen und Vertreter haben. Um neben den grossen Landeskirchen zu bestehen, koordinieren die Nordwestschweizer Kirchen ihre Vorstösse.

In einem historischen Rückblick erläuterte Evelyn Borer die Entstehung der EKS. 1920 wird der damalige Kirchenbund in Olten gegründet, zur gleichen Zeit tritt die methodistische Kirche dem Verband bei. Konfrontiert mit der Not des Zweiten Weltkrieges und den Flüchtlingsströmen gründet der Kirchenbund 1946 das Hilfswerk der Evangelischen Kirche der Schweiz Heks. Drei Jahre später tritt der Kirchenbund dem ökumenischen Rat der Kirchen bei. Die Schweizer Reformierten bewegen sich damit auf internationalem Parkett. Die Hungerkatastrophen in Afrika führen zur Gründung der Aktion «Brot für Brüder». Im letzten Jahr wurden die beiden reformierten Hilfswerke fusioniert.